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03.05.2017

Ist die Demokratie in Deutschland und Europa in Gefahr?

Veranstaltungsberichte

Von Roland Spether

Wie wertvoll Demokratie ist und warum man für sie stetig kämpfen muss, war Thema einer Podiumsdiskussion in Kappelrodeck. Was 1933 geschah, könnte sich auch heute wiederholen, lautete ein nachdenklich machendes Fazit.

ABB 03.05.2017

»Ich habe Vertrauen in die Menschen, es wird mit der Demokratie weiter gehen. Aber wir müssen wachsam sein.« Die Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac hatte am Mittwoch das letzte Wort auf dem Podium und sie brachte trefflich die praktische Konsequenz dessen auf den Punkt, was zuvor drei Stunden beim CDU-Ortsverband zum Thema »Ist die Demokratie in Deutschland und Europa in Gefahr?« thematisiert wurde. 

Elisabeth Heidötting-Shah von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin und die Podiumsteilnehmer formulierten klar, dass die hart erkämpfte Demokratie in Deutschland nicht selbstverständlich sei. »Die Demokratie verteilt keine Zuschauertribünen, nicht motzen, sondern mitmachen ist angesagt«, meinte Bürgermeister Stefan Hattenbach. 

Fortwährende Aufgabe
Die Demokratie sei etwas sehr lebendiges und sensibles, das gut gepflegt werden müsste, betonte Heidötting-Shah. Dies wurde aus allen Statements der Podiumsteilnehmer (Begrüßung Rupert Bäuerle, Moderation Markus Vogel) deutlich. So wurde die Veranstaltung zu einer Lehrstunde für Demokratie. 

Für Rektor Lutz Großmann (Heimschule Lender) war wichtig, dass Jugendliche  mündige, verantwortungsvolle und engagierte Bürger werden, Erfahrungen in anderen Ländern machen und »authentische Menschen erleben, die zu 100 Prozent hinter der europäischen Idee stehen«. Wie Lutz Großmann, so sprach auch Birgit Wild-Peter von den Beruflichen Schulen Achern an, dass es viel Positives gebe und in Schulen vieles geschehe, um mit Schülern »gelebte Demokratie« zu praktizieren. 

Nicht zum Nulltarif
Sie sprach die nicht einfache, aber gelingende Integration von jungen Flüchtlingen an, aber auch die Notwendigkeit, dass jeder etwas tun müsse. Denn Demokratie und Europa seien nicht zum Nulltarif zu bekommen, was Staatssekretär Volker Schebesta bekräftigte: »Ich traue der jungen Generation vieles zu«. Sie sei interessiert an dem, was Auswirkungen auf ihr Leben habe. Es gebe auch genügend Möglichkeiten, sich politisch einzubringen, so Schebesta, der einräumte, dass die Parteien noch stärker auf die Jugend zugehen müssten.

Hintergrund zum Vortrag:
Kernpunkt des Vortrages von Elisabeth Heidötting-Shah war, ausgehend von der Widerstandsgruppe »Kreisauer Kreis«, deren demokratische und europäische Perspektive. »Es geht bei der Vereinigung Europas um die Ausschaltung erneuter Kriegsmöglichkeit«, so die Kreisauer 1943, die dieses neue Europa auf der Basis von »Sicherheit, Recht und gesellschaftlicher Gesundung« bauen wollten und konkrete Grundlinien für eine »europäische Ordnung« auf der Basis eines gemeinsamen »europäischen Ethos« gründe. 
Weiter wurde aus der Vision der Widerstandskämpfer deutlich, dass sich durch die Weltkriege das Zeitalter der Nationalstaaten überlebte und Zukunft nur durch ein vereintes, demokratisches Europa gewährleistet werden könnte. Die Referentin stellte ihre Ausführungen unter das Thema »Kampf um Demokratie« und belegte, wie lange es dauerte und wie viel Blut floss, bis sich nach den Revolutionen und Kriegen demokratische Strukturen entwickelten. 
Sie legte aber auch schonungslos dar, wie sich Rassismus, Antisemitismus und Völkisches bildeten, wie die Mehrheit mitmachte oder gleichgültig war. Sie legte deutlich dar, wie schwer sich die »Erben der Mörder und Opfer« mit der Aufarbeitung taten, wie manches vertuscht wurde und wie aktuell noch immer Rassismus und Chauvinismus seien. »Was 1933 geschah, ist wieder jederzeit möglich«, so ihr Fazit.