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25.10.2019

Volksantrag gegen Volksbegehren

Erfolgreicher Weinbau im Einklang mit Umwelt- und Landschaftsschutz war im Gasthaus „Warteck“ ihr Thema, von links: Dr. Katrin Merkel, Rupert Bäuerle, Verena Mayer-Bühler, Frank Männle, Daniel Huber, Julia Köninger.

Erfolgreicher Weinbau im Einklang mit Umwelt- und Landschaftsschutz war im Gasthaus „Warteck“ ihr Thema, von links: Dr. Katrin Merkel, Rupert Bäuerle, Verena Mayer-Bühler, Frank Männle, Daniel Huber, Julia Köninger.

Von gat

„Wie kann erfolgreicher Weinbau mit Umwelt- und Landschaftsschutz in Einklang gebracht werden?“ Diese Frage war am Donnerstagabend Thema beim CDU-Ortsverband Kappelrodeck im Gasthaus Warteck. Frank Männle, Qualitätsmanager der Winzergenossenschaft Oberkircher Winzer eG und selbst auch Winzer, eröffnete nach der Begrüßung durch CDU-Ortsverbandsvorsitzenden Rupert Bäuerle die Veranstaltung mit einem Impulsreferat und befasste sich mit der Entwicklung von Weinbau. 

„Früher war alles Bio, wieso macht man das heute nicht so?“ nahm er als erste, derzeit grassierende Vorstellung in den Blick und vermittelte, dass diese romantische Vorstellung in der Vergangenheit je nach Jahreswetter im Weinbau mit herben Ernteeinbußen bis Totalverlust sowie mit Erosion im Anbau verbunden war. Des Weiteren sei die Bodenfruchtbarkeit zurückgegangen und mit dem Beginn der ersten Globalisierungswelle im 19. Jahrhundert wurden Schädlinge wie Mehltau und die Pilzkrankheit Peronospera nach Europa eingeschleppt. „Der Weinbau war mit diesen biologischen Methoden kurz vor dem völligen Erliegen und konnte seine Betreiber nicht mehr ernähren“, so Frank Männle, „also zu Urgroßvaters Zeiten war bei weitem nicht alles beschaulich und gut.“  Männle machte deutlich, wie mit Hilfe von Strickstoffdüngung und Pflanzenschutz Wirtschaftlichkeit im Weinbau überhaupt erst wieder möglich wurde und wie gleichzeitig der Pflanzenschutz in den vergangenen Jahren immer mehr auf’s Nötigste verringert und dosiert wurde bis schließlich zur biologischen Pheromonfalle. „Mitte der 80er Jahre wurde es grün zwischen den Reben, die Stickstoffdüngung wurde zugunsten einer Qualitätsproduktion massiv verringert und es wurden mehr und mehr nützlingsschonende Mittel eingesetzt. Insektizide sind längst verboten. Baden galt in dieser Hinsicht gegenüber zum Beispiel der Pfalz als Vorzeigeregion. Wenn wir aber Mehltau und Peronospera nicht bekämpfen können, ist ein Winzerhof nach zwei Jahren am Ende.“ Männle und im Anschluss auch Obsterzeugerin Verena Mayer-Bühler machte deutlich, dass auch der biologische Anbau ohne Pflanzenschutz nicht auskomme, dass er sogar öfter als der konventionelle Anbau zur Spritze greifen müsse. „Das Problem ist, dass man derzeit so etwas einfach nicht sachlich diskutieren kann, weil jede Diskussion vom diffusen Begriff „Artenschutz“ überlagert wird.“ Nicht zuletzt habe man im Weinbau Versuche mit neuen Sorten wie beispielsweise Regent unternommen, die weniger Pflanzenschutz erforderten, aber Winzer hätten diese neuen Sorten wieder rausgerissen, weil der Konsument Weißburgunder, Spätburgunder sowie andere Sorten verlange. „Es ist wirtschaftlich nicht darstellbar, mit diesen Sorten überleben zu können“, stellte Frank Männle heraus, „und sollte das Volksbegehren Artenschutz in seinem derzeitigen Anspruch Realität werden, dann sind Weinbau und damit auch Landschaftserhaltung in vielen Teilen des Landes am Ende. Das muss sich jeder klarmachen.“ Obstbaumeisterin Verena Mayer-Bühler bestätigte die Ausführungen Frank Männles aus ihrer Sicht, Winzer Daniel Huber vermittelte, dass man in den eigenen Weinbergen mit einer Reihe von Versuchen, angefangen vom Wegbürsten des Grases zwischen den Reben über die Lockerung des Bodens bis zum Backpulver gegen Mehltau operiert habe, aber durchweg mit negativen Folgen. Julia Köninger, derzeit an ihrer Masterarbeit zum Thema „Nachhaltiges Ressourcenmanagement“ klärte aus wissenschaftlicher Sicht über die Kreisläufe in Flora und Fauna auf und zeigte an der Ernährungspyramide, wie diese sich von unten nach oben aufbaut und zusammenstürzen muss, wenn eine der Nahrungsebenen ausfällt. Sie plädierte für Vielfalt und Mischkulturen, zum Beispiel Obstbäume zwischen den Reben, machte generell aber deutlich: „Mit Fingerzeigen aufeinander geht gar nichts, jeder muss bei sich selber anfangen, das derzeitige Problem lässt sich nur gemeinsam lösen.“ Es saßen vorwiegend Winzer und Obsterzeuger in der Veranstaltung, der Ärger, dass sie als Giftmischer und Schuldige an den Pranger gestellt werden, wurde in der Diskussion unmissverständlich deutlich. Die Bauern haben daher als Gegeninitiative zum Volksbegehren einen Volksantrag ins Leben gerufen.